So... warum Otaku, wenn auch westlicher Nerdkram behandelt wird?
Ich mag die japanische Sprache, sie ist wie keine Zweite ausdrucksstark und gehaltvoll. Sie ist eine Silbensprache, bei der jede Silbe eine wichtige Bedeutung und teilweise sogar Geschichte hat.
So zeigt die Vorsilbe O- beispielsweise an, dass etwas besonders ehrenwert ist.
(Beispiel: Kangae = Idee; Okangae = ehrenwerte (gute) Idee; Niisan = großer Bruder; Oniisan = ehrenwerter großer Bruder; onichan = das ehrenwerte große Brüderchen...)
Man merkt schon, Otaku ist viel mehr als nur "Nerd auf japanisch".
Wikipedia behauptet nun, Otaku setze sich aus O- und -taku zusammen, wobei -taku Haus oder Wohnung (eines Fremden) bezeichnet.
Otaku, das ehrenwerte fremde Haus?
Naja, Wikipedia halt.
Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, dass die ursprüngliche Silbe "Oto-" auf "Mann" hindeutet. (Otoko = Mann; Otonoko = männliches Kind/Junge, Otosan = Vater, Otto = Ehemann...)
Ebenso deutet die ursprüngliche Silbe "-ko" wohl auf "Kind" hin
(Kodomo = Kind, kurzform ko = Kind)
Da eine simple zusammensetzung wiederum nur "Otoko" ergeben würde, ist eine Lautverschiebung zu "Otaku" vonnöten. (Besonders bei Konjugationen haben Lautverschiebungen im Japanischen eine große
Rolle... aber hier solls ja nicht um Grammatik gehen ;) )
Der Otaku ist, im worthistorischen Sinne, also erstmal das Mannkind... ein Mann, der sich wie ein Kind verhält, wenn es zum Beispiel um den Konsum von Unterhaltung oder Sammeln geht. Ein Mann, der sein gesamtes Geld in z.B. Modelleisenbahnen (ein Spielzeug) steckt, wäre ein klassisches Beispiel für einen Otaku. Entsprechend lässt sich der Begriff auch auf Männer (und mittlerweile natürlich Frauen! Diese wären EIGENTLICH Onaku... anderes Thema.) anwenden, die beispielsweise Comics oder Manga lesen, Computerspiele zocken, "Kinderkram" machen, "kindisch" sind.
Und so seh ich mich. Kindisch. Ich mal mein Gesicht an und lauf als Panda durch die Gegend... also ehrlich...
Und bin stolz drauf.
Denn was zeichnet Kinder aus? Phantasie, Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, ein beständiges Streben nach Glücklichkeit. Kinder erkennen instinktiv, das was Philosophen höchst kompliziert mit
"Eudämonie", erklären... das der Mensch nunmal nach Spaß, Glück, Freude strebt.
Wie oft hört man den Satz: "Genieß deine Kindheit/Schule/Jugend, bald beginnt der Ernst des Lebens."
Warum soll das Leben denn "Ernst" und freudlos sein? 50 Jahre jeden Tag in den selben Job rennen, nur um zu hoffen, irgendwann zu sterben, bevor man es nichtmehr rechtzeitig aufs Klo schafft?
Definiere Wahnsinn...
Aber das ist der "Ernst" des Lebens. Da muss man durch... Lehre, Arbeit, Rente... nur um Geld zu verdienen, von dem man eh nichts hat?
Fuck dat shit, da bleib ich lieber kindisch und überlasse das Ernst sein den anderen. Was nicht heißt, dass ich Probleme oder andere ernste Themen ignorieren würde... ich zelebriere sie nur
nicht.
Viel lieber zelebriere ich da Spaß, Glück und anderen Kinderkram. Und deshalb bezeichne ich mich, mit einem gewissen Grad von stolz: Otaku.